Kampfmittelbeseitigung: Geschichte, Mittel, Einsatz

Rückblick auf den Vortrag vom 14. September 2022

Vom Umgang mit Blindgängern und USBV

Mit dem Aufbau der Fähigkeiten für die Kampfmittelbeseitigung liess sich die Schweiz Zeit. Heute ist das Wissen des Kompetenzzentrums KAMIR in Spiez auch ausserhalb der Landesgrenzen gefragt – und die Armee rüstet auf. Die Fakten dazu lieferte Oberst Daniel Widmer im Vortrag letzten Mittwoch.

Explosivstoffe sind per Definition gefährlich. Nicht explodierte Granaten – sogenannte Blindgänger – bilden Risiken für Soldaten, Zivilpersonen und Tiere. Erste Anstrengungen für die Beseitigung solcher Problemfälle wurden ernsthaft erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg unternommen, als Luftschutz-Angehörige für die Bombenräumung ausgebildet wurden. Ab den 1960er-Jahren wurde mehrfach versucht, diese Fähigkeiten wieder aufzubauen. Verschiedene Bundesstellen waren zuständig, erreichten jedoch kein greifbares Ergebnis, bis der Bereich 1999 beim Festungswachtkorps angesiedelt wurde. So geht es aus den Ausführungen von Oberst Daniel Widmer (58) beim Verein Schweizer Armeemuseum hervor, der aktuell Kommandant des 2004 neu gegründeten Kompetenzzentrum KAMIR (Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung) ist.

Mit der Gründung dieser Einheit waren die Verantwortlichkeiten klar und die Ausbildung konnte vorangetrieben werden. Heute arbeiten diese Spezialisten im In- und Ausland, räumen Blindgänger, helfen im humanitären Einsatz Minen aus vergangenen Konflikten zu räumen und bilden Personal aus, zum Beispiel von Polizeieinheiten. «Rekrutierungsprobleme kennen wir erfreulicherweise nicht. Letztes Jahr hatten wir 100 Bewerbungen auf neun Stellen», so Widmer. Die mehrjährige Ausbildung im In- und Ausland bis zum Entschärfungsspezialisten ist offenbar attraktiv.

Die Ausrüstung ist hochmodern und reicht von Drohnen und Röntgengeräten über schwere Schutzanzüge und gepanzerte Transportfahrzeuge zu speziellen Sprengladungen und Manipulatoren. Diese ferngesteuerten Fahrzeuge können mit den unterschiedlichsten Werkzeugen versehen werden und werden beispielsweise auch bei der Räumung in Mitholz zum Einsatz kommen.

Beim Kompetenzzentrum mit Sitz in Spiez handelt es sich um eine kleine Profitruppe. Die Ressourcen würden aber in einer ausserordentlichen Lage schnell einmal knapp. Diese umfasst zunehmend auch Terrorismus und Aktivitäten der organisierten Kriminalität mit improvisierten Waffen, sogenannten unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV). Als Beispiel führte Widmer die gesprengten Bancomaten der letzten Monate oder auch mal beschädigte Mobilfunkantennen an. Um auch die Milizarmee besser auf die Erkennung und Räumung von potenziell gefährlichen Objekten auf dem Gefechtsfeld zu befähigen, soll u.a. bei allen Kampftruppen ein diesbezügliches Grundwissen aufgebaut werden.

Interessant war übrigens die Feststellung des Referenten, dass in den beiden vergangenen Corona-Jahren die Anzahl der gemeldeten Blindgänger und dadurch der KAMIR-Einsätze stark angestiegen sei: «Die Leute wanderten viel öfters im Gebirge auf ehemaligen Schiessplätzen der Armee  und räumten den Keller oder Estrich auf. Was da alles zum Vorschein kam …!»

Hier geht’s zum Video des Vortrages.