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Ordonnanzen über Uniformen und Abzeichen der Schweizer Armee

Sinn und Zweck dieser Rubrik?

Mit dieser Rubrik möchten wir eine Serie der wichtigsten Meilensteine in der Bekleidungsgeschichte der Schweizer Armee aufzeigen.

Bis zum Jahre 1852 hatte jeder Kanton seine eigene kleine Armee, mit eigenen Uniformen und Abzeichen. Einziges gemeinsames Abzeichen für das zusammengewürfelte Bundesheer war die seit 1815 gebräuchliche, rote eidgenössische Armbinde mit dem Schweizerkreuz.

Diese für den Uniformkundler zwar interessante Vielfalt, ist für den Laien aber verwirrend und schwierig zu verstehen. Mit dem Reglement von 1842 schuf man die Basis für eine gleichartige Uniformierung aller eidgenössischen Truppen. Verbindlich wurde es dann mit dem Reglement über die Bewaffnung und Ausrüstung von 1852 das, vorerst einmal auf dem Papier, für eine einigermassen gleichartige Uniformierung aller eidgenössischen Truppen sorgte.

Nach wie vor unterschieden sich aber die verschiedenen Waffengattungen in Farbe und Ausrüstung. Bis zu einem einheitlichen Erscheinungsbild, so wie wir es heute kennen, war es noch ein langer Weg. Die Gründe waren einerseits die knappen Finanzen und der Umstand, dass der schweizerische Wehrmann in der Regel das einmal gefasste „Sortiment“, vielleicht mit Ausnahme der Waffe, bis zu seinem Austritt aus der Wehrpflicht behielt.

Aufbau und Struktur

Die Rubrik ist so aufgebaut, dass immer wenn eine grössere Änderung in Bezug auf Bekleidung und Ausrüstung erfolgte, ein neuer Abschnitt mit der dafür gebräuchlichen Bezeichnung (Ordonnanz) steht. Basis sind die einschlägigen Reglemente sowie Bilder, gezeichnet von verlässlichen, detailgetreuen  Künstlern und später dann Unterlagen der Kriegstechnischen Abteilung, angereichert durch einzelne Fotos, welche ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gemacht wurden.

Was bedeutet Ordonnanz?

Das Wort Ordonnanz entstammt dem französischen Wort „ordonner“ für anordnen oder verordnen. Zusammen mit einer Jahreszahl bezeichnet es das Jahr, in welchem ein Ausrüstungs- oder Bekleidungsstück oder ein Waffentyp offiziell in der Armee eingeführt wurde. In der Regel ist dies das Datum des Einführungsbeschlusses des Bundesrates oder der zuständigen militärischen Behörde. Manchmal wurden auch verschiedene kleinere Änderungen des bestehenden Reglements unter einer Jahreszahl als Ordonnanz zusammengefasst.

Bis der neu eingeführte Gegenstand zur Truppe kam, konnten indes noch einige Jahre vergehen, da meistens noch vorhandene Ausrüstungsstücke der vorangehenden Ordonnanz ausgetragen werden mussten. Es bleibt also immer eine zeitliche Differenz zwischen Einführungsbeschluss und der effektiven Einführung bei der Truppe. Zudem kamen meistens nur Rekruten in den Genuss von Effekten nach neuer Ordonnanz. Man sollte nicht dem Irrglauben verfallen, dass bei der Einführung einer neuen Ordonnanz sofort alle Wehrmänner mit neuen Effekten ausgerüstet wurden. In der Regel galt, was dereinst als Rekrut gefasst wurde, blieb bei der persönlichen Ausrüstung bis zum Ausscheiden aus der Armee. Ausnahmen bildeten der Ersatz bei Verlust, Defekt oder Tausch infolge Zunahme der Körperfülle. Tatsächlich war es immer ein Nebeneinander von Ausrüstungsstücken verschiedener Ordonnanzen.

 

 

Ordonnanz 1817 (und Revision vom 8. August 1843)

In der Zeit vor und nach der Helvetik kannten die Kantone noch die absolute Militärhoheit. Nicht nur die Grösse und Zusammensetzung ihrer Kontingente konnten sie frei bestimmen, sondern auch deren Bewaffnung und Ausrüstung. Als die Zeit der Helvetik vorüber war, konnte man wieder an eine Neuorganisation und Ausrüstung des Militärs gehen. Im Jahre 1817 wurde ein erneuter Vorstoss für die Reglementierung der Uniform unternommen und von den Kantonen angenommen, ausgeführt wurde sie allerdings nur teilweise. Die Kantone Zürich, Bern und Aargau nahmen aber diese Vorschläge als Grundlage für eine Neuuniformierung an, und diese Kantone wurden dann auch später wegweisend für die Entwicklung der ersten gesamteidgenössischen Uniform. Am 8. August 1843 wurde ein weiteres Reglement über die Uniformierung von der Tagsatzung genehmigt. Es sah unter anderem die Ordnung der Farben für die verschiedenen Waffengattungen vor sowie einheitliche Kopfbedeckungen innerhalb derselben.

 

Ordonnanz  1852

Mit der umfangreichen Ordonnanz 1852 wurden erstmals in der modernen Schweiz einheitliche Uniformen und Ausrüstung für alle Kantone vorgeschrieben. Allerdings betraf das nur Neuanschaffungen, bereits vorhandene Uniformen durften noch über Jahre hinweg ausgetragen werden. So blieb denn auch die 1815 eingeführte eidgenössische Armbinde als gemeinsames Abzeichen weiterhin  bestehen. Die Uniform selber war stark an die damals in Frankreich getragenen Uniformen angelehnt und bestand (ausser für die Kavallerie) aus einem hohen, leicht konischen, Tschako, einem Frack mit andersfarbigem Besatz, Latzhosen, Gamaschen und weissen Bandeliers für Säbel und Patronentasche. Den Kantonen war es freigestellt, Epauletten zur Uniform zu tragen.

 

Ordonnanz  1861

Was man gemeinhin mit dem Begriff Ordonnanz 1861 bezeichnet, sind alle änderungen, die seit  der Einführung der Bekleidungsordonnanz  von 1852 bis zum Jahre 1868 stattgefunden haben. Es betrifft dies insbesondere  die Uniform und das Lederzeug. Einige der wesentlichen Änderungen sind: die Einführung eines niederen Tschakomodells, welches fortan nun auch Käppi genannt wird (Scharfschützen und Genietruppen mit kugeligem Hut) , den Ersatz des bisherigen Hosenlatzes durch einen Schlitz, Einführung des Waffenrockes für Infanterie und Genietruppen, anstelle des bisher getragenen Fracks, Ersatz der kreuzweise getragenen Bandeliers durch einen Leibgurt, an dem nun Seitenwaffe und Patronentasche getragen werden. Das Tragen von Epauletten blieb fakultativ. Die ganze Uniform war, wie bereits das Vorgängermodell, sehr von französischen Vorbildern inspiriert.

 

Ordonnanzen 1868/69

Nach kurzer Zeit schon wurden die Uniformen wieder erneuert und nun kam auch für die Berittenen ein kurzer Waffenrock zur Abgabe. Die Uniform war  nun sehr schlicht und funktional, der farbige Besatz wurde auf ein Minimum reduziert. Epauletten als Gradabzeichen für Offiziere wurden durch Briden nach amerikanischer Art ersetzt. Berittenen wurden mit dem ein Jahr vorher eingeführten neuen Säbelmodell ausgerüstet und hatten nun auch keine Epauletten mehr, ebenso die Eliteverbände. 1869 wurde der niedere Tschako durch den sog. „konischen Hut“ oder „Käppi-Hut“, einem niederen Käppi  mit umlaufender Krempe, ersetzt. Dieses wurde nun für sämtliche Truppengattungen vorgeschrieben. Daneben existierte eine einfache Policemütze.

  • 21.12.1867          Bundesgesetz betreffend einige Abänderungen in der Bekleidung und Ausrüstung des Bundesheeres
  • 12.02.1868          Weisungen betreffend die Bekleidung und Ausrüstung
  • 27.04.1868          Abänderung zum Bekleidungsreglement
  • 20.01.1869          Neue Kopfbedeckung
  • Garnituren für die Kopfbedeckung Ord 1869
  • Bilder Ordonnanz 1868/69

Ordonnanz 1875

Die Bundesverfassung von 1874 übertrug dem Bund die Verfügung über das Bundesheer (Art. 19), den Kantonen verblieben nur noch wenige Kompetenzen, so zum Beispiel  bildeten Infanterie und Kavallerie immer noch kantonale Truppenkörper. Die Uniform wurde in Schnitt und Ausführung wieder etwas ansehnlicher, neue Hosenmodelle wurden eingeführt und die gewobene Achselnummer als neues Identifikationszeichen für die neuen Truppenkörper eingeführt. Das Käppi blieb bestehen, teilweise ergänzt durch eine neue Garnitur.

Die Erfahrungen aus der Grenzbesetzung und der anschliessenden Internierung der französischen Ostarmee  flossen in die Ausrüstung ein und die kurz zuvor erfolgte Einführung der Hinterlader nach Modell Vetterli führte ebenfalls zu Neuerungen in der Ausrüstung.

Ordonnanz 1898

Die zahlreichen Ergänzungen, Neuerungen und Abänderungen seit 1875 machten es nötig, eine neue Uniformordonnanz zu schaffen. Diese wurde vom Bundesrat am 11. Januar 1898 verabschiedet und war die Basis für das „Reglement über die Bekleidung und Ausrüstung der schweizerischen Armee“, kurz als Ordonnanz 1898 bezeichnet. Ein Jahr später folgte dann noch die Offiziersausrüstung. Mit der Einführung neuer Waffengattungen und Dienstzweige wurden auch neue Uniformen und Abzeichen nötig. Vieles, was 1875 noch nicht existierte, war in der Zwischenzeit entstanden oder stand kurz vor der Einführung, so zum Beispiel Radfahrer, Telegraphen-Pioniere, Ballonpioniere, Mitrailleure. Später folgten Signalpioniere, Scheinwerferpioniere, Flieger und Automobilisten. Die Kavalleristen hatten seit dem Jahre 1883 eine neue, attraktivere Uniform mit Epauletten und ein neues Käppi erhalten und seit Beginn der 1890er Jahre trugen alle Rekruten ebenfalls ein neues Käppi (Modell 1888). Die Ordonnanz 1898 war so konzipiert, dass sie sich gut mit der Vorgänger-Ordonnanz kombinieren liess.

Ordonnanz 1914/17

Schon kurz nach der Einführung der letzten „blauen“ Uniform erkannte man, dass sie den Ansprüchen einer modernen Armee nicht mehr zu genügen vermag und begann bereits 1904 mit Versuchen für eine neue, felddiensttauglichere Uniform. Deutschland führte bereits 1907 feldgraue Felduniformen ein, welche ab 1910 zur Abgabe gelangten. Frankreich machte zwar Versuche mit resedagrünen Uniformen, führte sie aber nicht ein. In der Schweiz machte man während des ganzen ersten Jahrzehnts Versuche mit zum Teil revolutionären Uniformmodellen und wurde trotzdem bei Kriegsausbruch überrascht. Als Notlösung mussten graue Tarnblusen und Käppiüberzüge abgegeben werden. Mit dem Bundesratsbeschluss vom 28. Oktober 1914 wurde der erste Schritt zur Einführung der felgrauen (grünen) Uniform gemacht. Die Farben der Waffengattungen und Dienstzeige konnte man an Kragen- und Ärmelpatten ablesen sowie an den Vorstössen an Waffenrock und Hose. Neu waren auch die Gradabzeichen und deren Platzierung auf der Uniform (Offiziere). Bis 1917 wurden weitere Ergänzungen und Änderungen vorgenommen, beispielsweise, dass alle Vorstösse nur noch in marengo (schwarz) ausgeführt werden sollen.

 

Ordonnanz 1926

Darunter versteht man das „Reglement über die Bekleidung vom 30. Dezember 1926“ (Bundesratsbeschluss). Es basiert seinerseits auf den Bundesratsbeschlüssen betreffend die Einführung der feldgrauen Uniform aus den Jahren 1914 und 1915 und insbesondere auf dem „Bundesratsbeschluss betreffend die feldgraue Bekleidung der Armee und Gradabzeichen“ vom 4. Juni 1917 und ergänzt diesen in wesentlichen Teilen, vor allem bei den Unterscheidungsabzeichen der (neuen) Truppengattungen und Dienstzweige, sowie der Ausführung der Grad- und Funktionsabzeichen. Bei den Unteroffizieren tragen beispielsweise ab dieser Ordonnanz alle am oberen Kragenrand eine 8 mm breite, schwarz eingefasste Gold- oder Silberborte (je nach Knopffarbe).

Das bisher getragene Käppi machte definitiv dem Stahlhelm Platz, welcher bis dahin zum Korpsmaterial gehörte und nun in grün gespritzter Version zur persönlichen Ausrüstung gehörte. Weitere Anpassungen und Ergänzungen folgten jährlich bis zum neuen Bekleidungsreglement von 1940.

Ordonnanz 1940

Nach umfangreichen Versuchen und Abklärungen hat die Kommission für die Revision des Bekleidungsreglements am 7. Februar 1941, mitten im Krieg, unter dem Vorsitz von Generals Guisan, das bisherige Bekleidungsreglement angepasst und ergänzt. So wurden die farbigen Ärmelpatten neu geordnet und die darauf gestickten Symbole vereinfacht oder ganz weggelassen. Wesentliche Neuerungen erfuhr der Waffenrock, er bekam einen Umlegekragen und konnte in der Folge auch offen getragen werden, indem man den Kragen zurückschlagen und mit zwei kleinen Knöpfen fixieren konnte. Die Achselklappen hatten an deren Ende anstatt der bisherigen Rundung einen Spitz und die Ärmelaufschläge wurden grösser, so dass beide Knöpfe innerhalb des Aufschlages zu liegen kamen. Damit die in grosser Zahl vorhandenen Waffenröcke der vorangehenden Ordonnanz weiterverwendet werden konnten, durften diese abgeändert, das heisst mit Umlegekragen versehen werden. Diese Uniformen werden meist als Ordonnanz 1926/40 bezeichnet

Auch dieses ausführliche Reglement erfuhr in den folgenden Jahren zahlreiche Ergänzungen und wurde seinerseits mit der Ordonnanz 1949 abgelöst.

 

Ordonnanz 1949

Seit der Einführung der feldgrauen Uniformen hat sich auf dem Gebiet der Uniformen und der persönlichen Ausrüstung nicht sehr viel getan. Zwar wurde 1940 der Umlegekragen eingeführt und ein neues Mützenmodell, das Gros der Armee trug aber immer noch Uniformen im alten Stil. In der Zwischenzeit wurde der Passive Luftschutz aufgestellt, aus dem dann die Luftschutztruppen hervorgingen, die Hilfsdienste, sowohl Männer als auch Frauen, wurden neu organisiert ebenso der Rotkreuzdienst.  Das machte neue Uniformen nötig, welche in der vom Bundesrat unterschriebenen „Verordnung über die Bekleidung der schweizerischen Armee (Bekleidungsverordnung) vom 8. März 1949“ mündeten. Wesentlich an der neuen Uniform war die neue Policemütze, Waffenröcke mit Revers, welche nun mit Militärhemd und Krawatte zu tragen waren, ein neuer Schnitt bei den Hosen und beim Kaput. Motorradfahrer und Panzertruppen tragen zudem den neuen Helm 48 aus alliierten Beständen. Die Gradabzeichen der Unteroffiziere erhalten eine neue Form und werden nur noch auf dem Oberarm getragen, diejenigen der Offiziere werden fortan auf Schlaufen auf den Schulterklappen getragen. Für Angehörige des Frauenhilfsdienstes und die weiblichen Angehörigen des Rotkreuzdienstes werden zwei Jahre später (1951) neue, blaue Uniformen eingeführt.

Ordonnanz 1972

Das Erscheinungsbild des Soldaten im Dienstanzug ändert nicht grundlegend. Wesentliche Neuerungen betreffen den Schnitt des Waffenrocks, die neue Ausgangshose aus Gabardine mit dem Elastik-Gurt, die Ausgangsmütze aus Hosenstoff, und der lederne Ausgangsgurt. Dazu kommen ein neuer zusammenlegbarer Regenmantel und eine faltbare Effektentasche. Anstelle der schönen Auszeichnungen von 1949 wird eine Flut von kleinen quadratischen Abzeichen („Sugus“) mit neuen Symbolen eingeführt, welche zum Teil schwer erkennbar sind. Die Uniform wird vor allem noch als Ausgangs- und Dienstanzug gebraucht, da für die tägliche Arbeit das Tenue Blau oder der Kampfanzug von 1970 getragen wird. Der Tornister wurde vom Rucksack abgelöst und die Nagelschuhe machen zwei Paar Schuhen mit Gummisohle Platz. Ein Jahr später wird der Kampfanzug für Panzertruppen („Panzer-Kombi“) eingeführt und 1974/76 der olivfarbene für die Gebirgstruppen („Gebirgskämpfer“). Ab 1976 wird auch der neue Helm 71 getragen. Die Frauen erhalten 1978 eine neue, hellere Uniform mit einem aktualisierten Schnitt. Zu Beginn der 1980er Jahre werden alle Nichtkombattanten mit dem Tarnanzug 83 ausgerüstet. Zusätzlich kommen zahlreiche weitere  Ausrüstungsstücke für spezielle Einsätze, wie zum Beispiel der Bergschuh 70 für Gebirgstruppen.

 

Ordonnanz 1990

Was man so gemeinhin als Ordonnanz 90 bezeichnet, basiert auf den „Weisungen für das Tragen des Tarnanzugs 83, modifiziert, und der Gefechtspackung 90, inkl. C-Schutzausrüstung 90“. Es handelt sich um eine wichtige Etappe bezüglich der zukünftigen Kampfbekleidung, wie sie dann in den nachfolgenden Bekleidungsordonnanzen von 1995 und 2004 vertieft werden und das heutige Erscheinungsbild der Armee prägen.
Mit diesen Reglementen löste der „modifizierte“ Tarnanzug 83 das bisher verwendete Tenue-Ex und das Tenue Blau als Arbeitskleidung weitgehend ab und diese verschwinden in der Folge sukzessive aus dem Soldatenalltag. Der nun als „TAZ 83 modifiziert“ bezeichnete Anzug bestand aus Jacke und Hose, ähnlich dem TAZ 83, und in der bisherigen Farbgebung. Als Vorläufer der späteren Kälteschutzjacke wurde darüber eine modifizierte Gebirgskampfanzugjacke getragen. Später wurden auch Versuche mit einem Tarnmuster ohne die Farbe Schwarz gemacht sowie auch mit solchen, welche uni olivfarbig waren. Eine weitere Neuerung betraf die Verwendung von Namensschildern und verschiedenen Kragenstecker. Kälteschutzjacke, Tarnmuster, Kragenstecker und Namenschild wurden für den neu konzipierten Tarnanzug 90 übernommen.
Eine wesentliche Neuerung bildet auch die neue Gefechtspackung, welche als variable Trageinheit, je nach Einsatz, ergänzt oder reduziert werden kann. Das „Gstältli“ wie die Soldaten es auch nannten, löste den Kampfanzug 70 mit seinen vielen Taschen ab. Versuche mit einer neuen Trageinheit wurden bereits seit 1982 durchgeführt, Muster davon sind bei der Stiftung HAM vorhanden. Deren Weiterentwicklung führte dann zur heute verwendeten Grundtrageinheit (GT90). Eine wesentliche Neuerung war auch die Einführung des C-Schutzanzuges (CSA/ICS 90), welcher sowohl auf seinem Vorgänger „Caesar“ wie auch auf amerikanischen Modellen beruht. Mit der Einführung des Kampfstiefels 90, welcher erstmals ohne Gamaschen getragen werden konnte, war der neue „Kampfanzug 90“ komplett und wurde ab 1993 laufend bei der Truppe eingeführt. Ebenfalls 1990 wurde auch ein neuer Schuh für den Gebirgsdienst, der Schalenschuh 90, abgegeben. Als grosse Neuerung kann auch die Einführung eines dreiteiligen Regenschutzanzuges in einer neuen Tarnfarben angesehen werden.
Bei der Ausgangsuniform, welche in ihren Grundzügen weitgehend die gleiche wie bis anhin (Ord. 1972) bleibt, war die augenfälligste Neuerung sicher das neue Béret 90 mit dem Abzeichen des grossen Verbandes, das noch ausschliesslich in schwarzer Farbe abgegeben wurde und aus drei Teilen hergestellt wird, ebenso das neu eingeführt blaugraue Kurzarmhemd für den Sommer. Die Ausgangsuniform für die Frauen bringt ebenfalls eine Kurzarm-Bluse und neu ebenfalls das Béret 90.

 

Ordonnanz 1995

Nach all den vorangegangenen Versuchen wurde mit dem Reglement „Kampfanzüge 70/73/74, Tarnanzug 83, Dienst- und Ausgangsanzug 72/78“ etwas Ordnung in das Bekleidungs-Wirrwarr gebracht. Gültig war dieses Reglement offiziell ab dem 1. Januar 1995. Es regelt in erster Linie die Verwendung der verschiedenen Kampfanazüge, der Dienst- und Ausgangsanzüge, so wie sie im Dienstreglement formuliert sind.
Das Béret wird ab 1995 farbig und nicht mehr aus drei verschiedenen Teilen genäht, sondern als Form-Béret hergestellt, welches vorerst in 6 Farben abgegeben wird, nämlich: schwarz, grün, ziegelrot, dunkelblau, blau und weinrot. Die Bérets werden mit den Farben grau (militärische Sicherheit, hellblau (UN-Einsätze) und gelb (OSCE) ergänzt.
Grundlegende Änderungen erfuhr auch der Ausgangsanzug, indem der bisherige Waffenrock 72 durch den Veston 95 aus dunkelgrauer Gabardine ersetzt wurde, der nun ohne den Leibgurt zu tragen ist und nur noch mit drei Knöpfen geschlossen wird und am rechten Oberarm das runde Truppenkörperabzeichen (Badge) zeigt. Die dazugehörige Ausgangshose ist hellgrau mit einem schwarzen Passepoil.
Die Abzeichen zu dieser Ordonnanz werden mit dem Reglement vom 1. Januar 1997 geregelt. Nebst einigen Kragenpatten („Spiegeln“) die verschwinden, gibt es auch ein paar Neukreationen, beispielsweise der Sicherungssoldat, den es nun in verschiedenen Farben gibt, ebenso die Militärspiele, die zwar weiter bei der Infanterie eingeteilt sind, jetzt aber gelbe, blaue, dunkelblaue oder orange Grundfarbe haben. Weitere Innovationen dazu sind im erwähnten Reglement zu finden (siehe auch Beilage).
Für die Frauen wurde ebenfalls ein Veston ohne Leibgurt eingeführt, die Farbe war aber immer noch blau. Erst ab dem Jahr 2000 tragen die FdA anstelle der traditionellen blauen Uniform jetzt die gleiche Uniform wie die Männer, ebenfalls mit den gleichen Abzeichen und zusätzlich zur Hose, wie bisher, noch einen hellgrauen Jupe.
Bei kalter Witterung tragen sowohl Frauen als auch Männer die Kälteschutzjacke 90 mit Tarnmuster. Dazu gibt es diverse Accessoires wie Handschuhe, weiterhin den Ausgangsregenmantel 68.Kampfbekleidung 90 und Ausgangsanzug 72

 

Ordonnanz 2004 / 06

Verschiedene Abänderungen der bisherigen Ordonnanzen und die Umstrukturierung zur Armee XXI führen zu umfangreichen Änderungen und zur Ordonnanz 2004. So werden an den Arbeitskleidern und Dienstanzügen die metallenen Kragenstecker (für Truppengattungen und Dienstzweige), die Gradabzeichen und neu auch die Funktionsabzeichen am Arbeits- und Dienstanzug neu mit Klettverschlüssen angebracht. Die vormals runden Verbandabzeichen sind jetzt wappenförmig und werden in farbiger (Ausgangsanzug) und getarnter Version (Arbeitsanzug) getragen.
Neben dem wappenförmigen Verbandabzeichen wird nur noch ein reduziertes Sortiment farbiger Kragenpatten, welche nur noch die Waffengattung zeigen, auf dem Veston aufgenäht, anstelle von Achselnummern werden von allen Wehrmännern nur noch Schlaufen mit dem Grad auf den Achselklappen getragen. Die Auszeichnungen werden in Form von Ribbons über der linken Brusttasche aufgesteckt. Schulabzeichen werden als Brusttaschen-Anhänger in Form einer kleinen Metallplakette auf einer Lederunterlage mit Lasche getragen. Dazu kommen die Funktions- und Spezialistenabzeichen ebenfalls als Brusttaschenanhänger ausgeführt und rechts getragen. Weiter kommen eine Vielzahl neu kreierter Abzeichen für Beruf- und Zeitmilitär dazu. Dieses neue Abzeichenkonzept wurde schrittweise 04/06 eingeführt. Gleichzeitig wird der Ausgangsregenmantel mit einem neuen Modell in schwarz ersetzt. Sukzessive wird die Ausgangsbekleidung 95 aus leichterem Gewebe hergestellt und auch der Schnitt leicht angepasst; dieses Modell ersetzt die ab 1995 ebenfalls existenten leichteren Sondermodelle für Berufsmilitärs und für Internationale Einsätze.
Seit 2005 wird auch schrittweise der neue ballistische Schutzhelm 04 aus Kevlar abgegeben, hergestellt von der Firma Schuberth.

 

Der passive Luftschutz ab 1936

Die Ereignisse während und nach dem Ersten Weltkrieg mit der zunehmenden Bedrohung aus der Luft und der Einsatz von Chemiewaffen führten 1934 zur Gründung des unbewaffneten, örtlich organisierten Luftschutzes, als eigene Abteilung ab 1936 im Eidg. Militärdepartement (EMD). Diese Organisation, auch Passiver oder Blauer Luftschutz genannt (blau wegen der blauen Überkleider und Uniformen), war bei Kriegsausbruch 1939 einsatzbereit. Die Aufgaben waren das Einrichten von Schutzräumen, die Kontrolle der Verdunkelung, die Beschaffung von Informationen oder auch die Unterstützung der örtlichen Feuerwehren, welche infolge der Mobilmachung vielerorts personell reduziert waren. Vorerst nur mit hellblauen Überkleidern und einem graublauen Stahlhelm ausgerüstet, kamen im Verlauf des Krieges auch Röcke aus dunkelblauem Mischgewebe aus Wolle und Zellstoff, Hosen mit einem schwarzen Passepoil, Policemützen und Mäntel dazu. Offiziere waren mit Schirmmützen, Uniformen und Gradabzeichen, analog den Offiziersfeldblusen der Armee, ausgerüstet. Auf den Uniformen wurden eigene Abzeichen für Grade und Spezialfunktionen getragen.

 

Zivilschutz